Sonntag, 15. März 2020

The One – Finde dein perfektes Match, John Marrs


In diesem futuristischen Roman geht es um die Optimierung der Partnersuche. Wäre es nicht schön, wenn man herausfinden könnte, wer der eine Mensch ist, der wirklich zu einem gehört? Das Unternehmen Match your DNA bietet DNA-Analysen für jedermann an, denn die Inhaberin hat ein Partnerschaftsgen entdeckt. Wenn dieses Gen bei zwei Menschen identisch vorhanden ist, sind sie für einander bestimmt. Zu Beginn des Romans besteht dieser Service bereits seit über 10 Jahren und Millionen von Menschen haben ihre genetischen Informationen hinterlegt.

Der Roman beleuchtet aus der Perspektive unterschiedlicher Menschen, ob es wirklich wünschenswert oder notwendig ist, seinen Partner auf diese Weise zu finden. In der dritten Person wird abwechselnd die Geschichte der fünf Protagonisten erzählt.

Mandy ist geschieden, hat zwei Fehlgeburten erlitten und sehnt sich nach einer Familie. Doch als sie ihr Match kennenlernen will, gerät sie in seine Trauerfeier. Wird sie den einen Mann, der für sie bestimmt war, nun niemals kennenlernen? Ist ihre Chance auf eine eigene Familie damit vorbei?

Christopher ist ein gewalttätiger Psychopath. Er staunt nicht schlecht, als er herausfindet, dass sein Match ausgerechnet Polizistin ist. Aber es erhöht den Kitzel. Wird sie herausfinden, was er tut, wenn er gerade nicht mit ihr zusammen ist?

Jade hat ihr Match gefunden und telefoniert täglich mit ihm. Dummerweise lebt Kevin in Australien und sie in England. Eines Tages macht sie sich einfach auf den Weg, um ihr Match persönlich kennenzulernen. Eine große Überraschung erwartet sie.

Ellie ist die millionenschwere Inhaberin von Match your DNA. Sie hat Schwierigkeiten bei der Partnersuche, da alle Männer nur an ihrem Geld interessiert zu sein scheinen. Nach zehn Jahren, die sie das Unternehmen bereits leitet, findet der Computer endlich ein Match für sie. Tim scheint der nette, normale Mann von nebenan zu sein. Aber obwohl er ihr Match ist, empfindet Ellie nicht das Feuerwerk von Gefühlen, das dem ersten Treffen zwischen zwei Matches nachgesagt wird. Wie kann das sein?

Nick ist mit Sally verlobt. Obwohl beide sehr glücklich sind, drängt Sally darauf, dass sie und Nick den DNA-Test machen. Dieser soll bestätigen, dass sie wirklich füreinander bestimmt sind. Überraschenderweise wird nur für Nick ein Match gefunden – ein Mann.

„Sie verabschiedeten sich, und Nick ging zur Rezeption zurück. Während er sein Handy vor das Lesegerät hielt und bezahlte, dachte er darüber nach, wie albern es gewesen war, dass er es für möglich gehalten hatte, schwul zu sein. Jetzt hatte er den Beweis, dass dieser DNA-Test ein einziger Schwindel war.
Er sah noch einmal in den Behandlungsraum zurück. In diesem Moment wandte sich auch Alex um, und als sich ihre Blicke trafen, zuckte Nick zusammen. Sein Herz fing an zu rasen, und er sah Alex mit aufgerissenen Augen an. Ihm wurde flau im Magen, und als er die Verwirrung in Alex‘ Gesicht erkannte, wusste er, dass Alex dasselbe spürte.“ (S. 113)

Einerseits klingt es verführerisch, über die Genetik den perfekten Partner finden zu können. Andererseits beginnt die Gesellschaft auf Partnerschaften, die nicht auf einem DNA-Match beruhen, herabzusehen. Bestehende Partnerschaften werden zerstört, sobald ein Match daherkommt. Auch in Match-Partnerschaften kann es Probleme geben, die sich die Beteiligten aber nicht anzusprechen wagen. Wie sollte man an einem Gen-Code zweifeln können? Besonders groß ist aber die Frage nach Fehlern und Manipulation. Wie kann es sein, dass ein heterosexueller Mann einen anderen Mann als Match bekommt? Gab es einen Fehler im System? Was passiert, wenn genetische Informationen eines Menschen eingeschickt werden, der dies gar nicht selbst wollte? Was ist, wenn ein anderer sich als mein Match ausgibt, der es in Wahrheit nicht ist?

Die im Roman angesprochenen ethischen Fragen sind wichtig und heute sehr relevant. Leider ist die Umsetzung literarisch nicht durchgängig gut gelungen. Die Figuren sind teilweise holzschnittartig. Insgesamt ist der Stil extrem pathetisch und moralisierend. Schuldgefühle, Liebe, Zweifel – alles wird explizit ausformuliert, so wie niemand es wirklich denken würde. Die Formulierungen sind mir zu platt. Auch die Entwicklungen, die Personen durchmachen, konnte ich nicht immer nachvollziehen, insbesondere bei Christopher. Zu Anfang wird (auch zu explizit) geschildert, dass er ein Mensch ohne Empathie ist, der die Mimik und Gestik anderer Menschen nicht nachvollziehen kann, der Freude am Leiden anderer hat und gelangweilt durchs Leben geht, weil er nicht lieben kann. Das ist angesichts der Diagnose als Psychopath noch einigermaßen realistisch. Dann aber soll durch das Zusammensein mit seinem Match eine Wandlung eintreten, die angesichts seiner angeborenen Hirnverschaltung absolut nicht nachvollziehbar ist. Es wäre märchenhaft, wenn Psychopathen durch wahre Liebe „geheilt“ werden könnten. Ähnliches gilt für die „unentdeckte Homosexualität“ von Nick. Dennoch wird die Spannung über 500 Seiten aufrechterhalten, da jede Geschichte nur häppchenweise erzählt wird. Leider sind die Geschichten der fünf Personen untereinander in keiner Weise verbunden.

Man hätte aus dem spannenden, aktuellen Thema literarisch viel mehr machen können. Der Schreibstil ist viel zu plakativ und unnötig moralisierend, so dass er teilweise an einen Schundliebesroman erinnert. Schade!

The One – Finde dein perfektes Match, John Marrs, aus dem Englischen von Felix Mayer, Wilhelm Heyne Verlag, München 2019, 496 Seiten, 15,99 EUR

(Die Verwendung des Coverbildes erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Verlags.)

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