Dieser Roman des 1936 geborenen spanischen Schriftstellers Alberto
Vázquez-Figueroa ist der erste einer Trilogie und wurde im Original erstmals
1980 veröffentlicht. Weltweit verkaufte er sich laut Wikipedia über 5 Mio. Mal.
Er spielt hauptsächlich in der Wüste Sahara in einem nicht näher bestimmten
afrikanischen Land nach dessen Unabhängigkeit von französischer
Kolonialherrschaft.
Titelheld ist Gacel Sayah, ein Jäger vom Stamme der Tuareg,
einem muslimischen Berbervolk. Thema des Romans sind die jahrhundertealten Gesetze
und Gebräuche der Tuareg, die im Widerspruch zu den Gesetzen des Staates und
der modernen Lebensweise des 20. Jahrhunderts stehen.
Gacel lebt mit seiner Familie und seinen Dienern bzw.
Sklaven nomadisch in der Sahara. Er kennt die Wüste wie kaum ein anderer und
kann mit dem entbehrungsreichen Leben in der kargen Landschaft besonders gut
umgehen. Er ist ein Ehrenmann, dem die Einhaltung der Gesetze seines Volkes
wichtig ist. An erster Stelle steht das Gesetz der Gastfreundschaft. Eines
Tages kommen zwei fremde Männer zu ihm. Er nimmt sie als Gäste in seine Zelte
auf. Anderntags erscheinen Unbekannte mit Soldaten und ermorden einen der
Männer im Zelt, den anderen Mann verschleppen sie, ohne dass Gacel dies
verhindern kann. Nach dem Gesetz muss Gacel den Tod seines Gastes rächen sowie
den verschleppten Mann befreien, da dieser immer noch unter dem Schutz seines
Gastgebers steht. Gacel lässt nichts unversucht um herauszufinden, wer die
Verfolger seiner Gäste sind.
Im Laufe der überaus spannenden Geschichte findet Gacel mittels
mancher List heraus, dass die Tat politische Hintergründe hatte und wer deren
Drahtzieher sind. Zu Fuß und auf Kamelen durchquert er unglaubliche Distanzen,
um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und seinem ehemaligen Gast
zu helfen. Er lässt sich von Gluthitze, Hunger, Durst und Müdigkeit nicht
aufhalten und leistet Übermenschliches. Seinen Gegnern wird bald klar, dass
Gacel zwar ungebildet, aber sehr klug und durch seine altmodische Lebensweise
besser an die Umgebung der Wüste angepasst ist als jeder andere. Gacel liebt
die Wüste trotz ihrer Unwirtlichkeit. Er lässt seinen Ehrbegriff nicht durch
neue politische Verhältnisse korumpieren, von denen er keine Ahnung hat und die
ihn auch nicht interessieren. Für ihn zählt allein seine Freiheit im Land
seiner Ahnen.
„Gacel war vor der stetig vorrückenden Zivilisation geflohen, hatte sich der Macht der Eindringlinge und der wahllosen Ausrottung der Wüstentiere zu entziehen versucht. Überall in der Sahara, von Timbuktu bis zu den Ufern des Nils, galt seine Gastfreundschaft als beispiellos, aber er stürzte sich auch voller Wut auf die Karawanen der Sklavenhändler, die unbesonnen genug waren, sich auf sein Territorium vorzuwagen.‚Mein Vater hat mich gelehrt‘, sagte er, ‚immer nur eine einzige Gazelle zu töten, auch wenn die Herde dann flieht und es drei Tage kostet, sie wieder einzuholen. Ich kann mich von drei Tagesmärschen erholen, aber niemand kann eine unnötig getötete Gazelle wieder zum Leben erwecken.‘“ (S. 14)
Ein spannender Abenteuerroman
über Recht und Unrecht sowie den Widerstreit zwischen nomadischer Lebensweise,
Kolonialpolitik und Unabhängigkeitsstreben in der kargen Schönheit der Wüste
Sahara. Poetisch geschrieben. Empfehlenswert!
Tuareg, Alberto Vázquez-Figueroa, aus dem Spanischen übersetzt
(vermutlich von Hartmut Zahn, Übersetzer in der Ausgabe nicht genannt), Biblioteca
Online Verlag (Selbstverlag), 2017, 284 Seiten, 14,40 EUR
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