Das Gebäude
Beim Betreten der Bibliothek fällt zuerst die Eingangshalle mit Glaskuppel auf. Der starke Hall im Foyer war architektonisch nicht geplant und entstand erst durch die nachträglich geplante Abflachung der Glaskuppel. In der Mitte des Raumes, direkt unter der Kuppel, steht eine Skulptur von Georg Baselitz mit dem Namen „AMARLAMOR“. Geschaffen wurde sie mit Axt und Säge, sodann wurde sie mit Stoff bezogen. Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben anderer Bildhauer zusammen. (Aus Gründen des Urheberrechts kann ich die Skulptur hier leider nicht zeigen.)
Auf den neun Etagen des Gebäudes, sechs oberirdischen und drei unterirdischen, arbeiten ca. 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine ähnlich große Zahl arbeitet am Leipziger Standort. Neben dem Lesesaal, den Büros der MitarbeiterInnen und den (unterirdischen) Archiven befinden sich im Gebäude noch das Deutsche Exilarchiv 1933 - 1945, ein Veranstaltungssaal, ein Konferenzraum sowie ein Café. Zum Schutz vor Wassereinbruch ist das ganze Gebäude in ein Wannensystem mit Abflusskanälen eingebettet. Eine Schicht Eisenerz unter der Bodenplatte dient als zusätzlicher Schutz.
Die Sammlung
Lesesaal |
Wichtig ist, dass die Bibliothek Medienwerke ohne Wertung ihrer inhaltlichen Qualität sammelt. Gesammelt wird alles, was erscheint, z.B. auch Comics. Die Bewertung einzelner Werke ist einem ständigen Wandel unterworfen. Wurden Comics früher oft belächelt und nicht als Literatur eingestuft, gibt es heute wissenschaftliche Kreise, die sich nur damit befassen.
Archiv |
Derzeit erscheinen Medienwerke häufig inhaltsgleich als physisches Buch sowie in digitaler Form. Sofern es keine digitale Veröffentlichung gibt, werden die Printwerke in der Bibliothek nicht digitalisiert. Dies geschieht nur, wenn ein gedrucktes Werk bereits Verfallserscheinungen zeigt, die Digitalisierung also für den Erhalt des Werkes notwendig ist. Digitalisiert wird jedoch das Inhaltsverzeichnis jedes einzelnen Werkes. Durch die digitale Verfügbarkeit soll die Katalogsuche erleichtert werden. Oft stellt sich erst bei Einsicht in das Inhaltsverzeichnisses heraus, ob ein Werk nützlich für die eigene Recherche ist und erspart so unnötige Archivbestellungen des körperlichen Werks.
Das Archiv
Besonders interessant fand ich die Begehung der unterirdischen
Archivräume. Dort wird die Sammlung bei 50 % Luftfeuchtigkeit und 18˚ C
gelagert. Um diese Bedingungen zu erhalten, gibt es Schleusen an den Eingängen
zu den Archivräumen. Eine elektrische Buchtransportanlage transportiert
Kunststoffwannen, in die die Bücher gelegt werden, über die verschiedenen
Ebenen des Gebäudes.
Das Archiv ist natürlich mit Bücherregalen gefüllt. Diese darf man sich jedoch nicht vorstellen wie in einer Leihbibliothek, wo die Bücher nach Themengruppen geordnet sind. Die Lagerung erfolgt in einer sog. chaotischen Aufstellung. Damit ist keine Unordnung gemeint, sondern die Aufstellung nach Jahrgängen und Einlieferungsnummern. Das erste im Jahr 2019 eingelieferte Buch erhält die Nummer 2019/1 usw. So kann es passieren, dass ein Roman von Konsalik neben einem medizinischen Fachbuch zu stehen kommt. Die einzelnen Bücher sind nur über das Katalogsystem auffindbar.
Aus Platzgründen sind nicht alle Regale jederzeit zugänglich, sondern werden auf einem Schienensystem mittels eines Drehrads bewegt, so dass an der gewünschten Stelle ein Abstand zwischen zwei Regalen geschaffen wird, der den Zutritt ermöglicht. Derzeit werden die Bücher zusätzlich teilweise nach Größen geordnet. Dies dient einerseits dem Platzsparen, andererseits der Konservierung der Bücher und der Minimierung der Brandgefahr. Stehen die Bücher aufgrund ihrer ähnlichen Größe eng aneinander, befindet sich zwischen ihnen weniger Sauerstoff, was im Falle eines Feuers günstig ist. Die Verwendung von Metallregalen mit geschlossenen Seitenteilen verringert neben dem Einstauben natürlich auch die Brandgefahr.
Ich danke der Nationalbibliothek Frankfurt am Main für die
interessante Führung sowie die Erlaubnis zur Veröffentlichung meiner Fotos.
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