Der zweite Krimiband aus der Reihe „Ein Fall für Berlin und
Wien“ spielt im Weinmilieu. Er beginnt auch passenderweise im Weinviertel,
einer Region in Niederösterreich, wo ein Edel-Winzer tot aufgefunden wird.
Zunächst ist nicht klar, ob er eines natürlichen Todes gestorben ist. Schon
bald gibt es einen zweiten Toten, einen Berliner Szenelokalbetreiber, der von
dem verstorbenen Winzer regelmäßig Wein bezogen hat. Ein Zufall?
Das sind natürlich Fälle, in denen die Chefinspektorin der Wiener
Mordkommission Anna Habel und ihr Berliner Kollege, Hauptkommissar Thomas
Bernhardt zusammenarbeiten sollten! Dies beginnt eher inoffiziell. Die beiden
kennen sich von einem früheren Fall. Und so ein bisschen knistert es seitdem
zwischen ihnen. Da ruft man sich ohnehin gern mal an zwecks Gedankenaustauschs.
Die Ermittlungen gehen schleppend voran, nicht nur wegen der
mörderischen Sommerhitze in Berlin und Wien. Eifersüchtige Geliebte tauchen
auf, eine ungeklärte Vergangenheit und eine tote Katze, viele Fährten also, von
denen so manche ins Leere führt. Als dann noch der Staatsschutz auf den Plan
tritt, wird klar, dass nicht jede Information innerhalb des Polizeiapparats weitergegeben
wird.
Nachdem mir der erste Teil der Reihe („Auf der Strecke“)
recht gut gefallen hatte, war ich von diesem Band enttäuscht. Er ist viel zu
lang und langatmig ausgefallen. Vor allem die ersten über 100 Seiten plätschern
vor sich hin, ohne dass es eine nennenswerte Handlung gibt. Das bessert sich
erst im letzten Drittel des Romans. Einige halbherzige Amouren werden
eingestreut, hier eine nette Kollegin, dort ein interessierter Pathologe, die alle
ins Nichts führen und auch zur Veranschaulichung der Hauptcharaktere nichts
Entscheidendes beitragen. Sämtliche Personen sind mir etwas zu klischeehaft
geraten. Da wird von den Ermittlern ständig darüber geredet, ob ein Giftmord
nicht notwendigerweise ein „Frauenmord“ sein muss und dass Frauen keinen mit
der Knarre exekutieren. Die Frauengestalten, die keine Polizistinnen sind,
werden als hysterische, oberflächliche Kreischweiber dargestellt, die sich
gegenseitig an die Gurgel gehen. Die Befragung der Zeugen und Verdächtigen ist
mir viel zu plump. Da springen die Kommissare jedem x-Beliebigen mit Details
der Ermittlungen ins Gesicht, die sie nicht offenbaren dürften und wundern sich
dann, wenn sie mit der Befragung nicht weit kommen.
„Aber Sie machen sich doch verdächtig, wenn Sie uns nicht alles erzählen.“„Wie oft soll ich es noch sagen? Ich hab nix von seinem Tod. Außer eine völlig ungesicherte Zukunft.“„Die hätten Sie auch, wenn Herr Bachmüller Sie verlassen hätte.“„Hätte er aber nicht.“„Und da sind Sie sich ganz sicher?“„Ganz sicher. Dieses Flittchen hat ihn ja eh schon völlig genervt. Ich war seine Lebenspartnerin, seine Seelenverwandte, nur bei mir konnte er richtig zu Hause sein.“ (S. 286)
Der Plot an sich hätte Potenzial gehabt, insbesondere die
Rolle des Staatsschutzes mit seiner knappen Informationspolitik. Leider ist die
Umsetzung nicht gelungen, so dass ein bisschen Spannung erst gegen Ende des
Romans einsetzt, nachdem der Leser bereits 300 Seiten lang Gelegenheit hatte,
das Buch wegen Langeweile abzubrechen. Sehr schade, zumal der dritte Band („Nach
dem Applaus“) wieder deutlich besser gelungen ist.
Ein Krimi-Flop ohne
Spannung. Lieber den Abend mit einem Glas Wein und einem anderen Buch verbringen.
Bis zur Neige, Claus-Ulrich Bielefeld, Petra Hartlieb, Diogenes
Verlag, Zürich 2014, 480 Seiten, 12,00 EUR
(Die Verwendung des Coverbildes erfolgt mit freundlicher
Erlaubnis des Verlags. Ich danke dem Verlag für das kostenlos zur Verfügung
gestellte Exemplar.)
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