Dienstag, 9. April 2019

John, Paul, George und Richard, Klaus Metzger


Titel und Umschlagbild sind eindeutig: Es geht um die Beatles. Ein Roman soll es sein, also nicht unbedingt streng an der Realität entlang, soviel ist klar. Leider waren die Namen der Protagonisten fast das Einzige, das wirklich an die Fab Four erinnerte.

Die Geschichte wird als Roadtrip beschrieben. Sie spielt ausschließlich an einem verlassenen Örtchen mitten in den USA. Paul ist auf Hochzeitsreise mit seiner neuen Frau und fährt mit ihr in einem 62er Chevy von New York nach Los Angeles. Der Wagen hat eine Panne. Die beiden suchen das nächstgelegene Haus auf, in dem sie Einlass finden. Hier lebt Grandma mit ihren beiden Enkelsöhnen John und George. Mit von der Partie ist immer deren Freund Richard sowie die Tochter des örtlichen Pfarrers, Linda. Bei seiner Ankunft hört Paul bereits, dass im Keller des Hauses Musik gemacht wird. Die vier Jugendlichen haben sich zu einer Band zusammengetan. Im Laufe der Geschichte tauchen weitere Personen auf, real oder in Erzählungen der anderen, die alle die Namen berühmter Musiker oder Personen aus dem Musikgeschäft tragen, etwa Rod Stewart, Eric Clapton, Phil Spector und Janis Joplin. Diese weiteren Personen sind alle aus dem Umfeld dieses kleinen Ortes, sind Automechaniker, arbeiten für die Telefongesellschaft oder sind die Ehefrau eines Nachbarn.

Die Geschichte besteht hauptsächlich aus Dialogen, die offenbar bewusst grotesk gestaltet wurden. Paul und seine Frau versuchen den Wagen repariert zu bekommen oder anders Hilfe zu holen, es gibt jedoch kein Telefon oder Handyempfang. Auch vollzieht sich das Gespräch mit Grandma und den Jugendlichen eher skurril. Es ist geprägt von der Wiederholung diverser Floskeln. Keiner scheint so recht zum anderen durchzudringen mit seinen Worten und bleibt in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen. Gelegentlich werden Songzeilen aus Beatlessongs oder anderen Liedern eingestreut. Linda meint, in dem fremden Engländer John Lennon zu erkennen. Daraufhin antwortet ihr Grandma beständig, dass dies nicht sein könne, da John Lennon vor vielen Jahren in New York erschossen worden sei. Die Sequenz wiederholt sich gefühlte dreißigmal während der Geschichte.

Ich bin seit über dreißig Jahren Beatlesfan und denke, ich habe viele der im Text gemachten Andeutungen über Bezüge zur Geschichte der Beatles verstanden. Auch die genannten Personen sind mir hinlänglich bekannt. Dennoch konnte ich mit diesem Buch so gar nichts anfangen. Ich fand es weder lustig noch tiefsinnig, sondern langweilig. Für einen Roadtrip hat es sehr wenig Fortbewegung. Äußere Handlung hat die Geschichte kaum. Es verändern sich Dinge in den Köpfen der Beteiligten, man erfährt in Andeutungen etwas über deren Leben und wie unerträglich sie es finden. Insgesamt fand ich jedoch die pausenlosen gebetsmühlenartigen Wiederholungen der immer gleichen kurzen Phrasen schon nach 20 Seiten enervierend. Deshalb kommt die Handlung auch nicht voran. Jeder dreht sich permanent im Kreis, die Dialoge sind sinnlos. Die Wiederholungen muten schon dadaistisch grotesk an. Richard verwahrt sich dagegen, dass man ihn Ringo nennt. Die Kinder sollen auf ihre Sprache achten und nur in der einfachen Gegenwartsform sprechen, nicht über die Vergangenheit, sagt Grandma.

„Und in Hamburg, fragt George.
Rock and Roll, sagt Paul.
Junger Mann, sagt Grandma, bitte nicht bei Tisch.
Paul entschuldigt sich und weiß nicht wofür.
Rock and Roll ist nur eine bestimmte Art, Musik zu machen, Grandma, Missis, sagt Richard. Richard betont das Nur.
Als ob. Auf den ersten Blick vielleicht, sagt Linda, aber beim zweiten Hinsehen kann man mit etwas gutem Willen und Verstand schon das eine oder andere.
Grandma wird im Ton schärfer. Linda soll gefälligst auf ihre Sprache achten.“ (S. 15/16)

Was ich am wenigsten verstehe an dem Buch ist, dass nur die Namen der Beatles und deren Umfelds gebraucht werden, die Buchcharaktere aber in der Persönlichkeit in meinen Augen nichts mit ihren Namensvettern gemein haben. Paul wird als Mann im gesetzten Alter dargestellt, die anderen drei Jungen als Teenager. Paul ist Engländer, die anderen drei Amerikaner. Paul wird als Geldsack dargestellt, der andere für sich machen lässt. Die anderen drei sind dumme Jungs, die alle bei Linda landen wollen. John ist noch der Ausgeflipteste, George etwas ruhiger. Das ist das Einzige, das oberflächlich an John Lennon und George Harrison erinnert. Gegen Eric (Clapton) wird ausgeteilt. Er trinkt Kamillentee aus einer Tasse mit der Aufschrift „Clapton is God“ und ist schon zu doof zum Autofahren. Natürlich hat er vom Musikmachen keinen Schimmer. Was daran unterhaltsam sein soll, erschließt sich mir nicht.

Ich kann dieses Buch leider nicht empfehlen, nicht einmal – oder schon gar nicht – einem eingefleischten Beatlesfan.

John, Paul, George und Richard, Klaus Metzger, Eulenspiegel Verlag, Berlin 2018, 224 Seiten, 19,99 EUR

(Die Verwendung des Coverbildes erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Verlags. Ich danke dem Verlag für das kostenlos zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Alles überstanden?, Christian Drosten, Georg Mascolo

Die Corona-Pandemie hat uns alle geprägt, bewegt, zur Verzweiflung gebracht. Mich hat der Podcast von Christian Drosten durch die Pandemie...