Freitag, 22. März 2019

Leipziger Buchmesse 2019, Tag 2


Antiquitäten und Kunst


Den zweiten Messetag habe ich auf der Antiquariatsmesse begonnen, welche Teil der Leipziger Buchmesse ist. Dort gibt es nicht nur antiquarische Bücher zu kaufen, sondern auch dekorative Drucke, Graphiken und Kunstgegenstände.

Besonders angetan haben es mir die „Bücherblumen“ von Martin Schwarz. Der Schweizer Künstler fertigt die unterschiedlichsten Wunderwerke aus Büchern an. Wer den Preis eines Originals (ab 500 EUR) scheut, kann sich die farbenfrohen blühenden Seiten im gleichnamigen Bildband (Eigenart-Verlag Winterthur/Schweiz 2019, 19,80 EUR) nach Hause holen. In diesem finden sich neben Fotos auch poetische Texte zum Kontext der Werke, etwa „Ein Blumennamen-Garten“.

Eine Antiquität ist auch die Gießmaschine für Druckzeilen aus Blei, die das Museum für Druckkunst Leipzig auf der Messe in Betrieb hat. Wie auf einer Schreibmaschine werden die Buchstaben des zu druckenden Wortes eingegeben. Die Maschine lässt die metallenen Matrizen für jeden einzelnen Buchstaben in die Reihe gleiten. Sodann wird flüssiges Blei in die Form gegossen und es wird die Druckzeile – noch ganz heiß – ausgeworfen, wie etwa das von mir gewünschte „Lieblingsbuch“.


Buchhändler/innen

Am heutigen „Karrieretag Buch + Medien“ warb die Branche um Auszubildende, Studierende und Berufseinsteiger. Eine der bekanntesten Buchhändlerinnen des deutschsprachigen Raums dürfte derzeit Petra Hartlieb aus Wien sein. Sie las heute aus ihrem bereits 2014 erschienenen Dauerbrenner „Meine wundervolle Buchhandlung“, in der sie den Erwerb und Aufbau ihrer eigenen Buchhandlung schildert, sehr zur Freude der Azubis zum/r Buchhändler/in. Auf die Frage, was ihr am Beruf der Buchhändlerin am meisten gefalle, erklärte sie, sie liebe es Geschichten zu erzählen, etwa die Handlung eines Romans zwecks Empfehlung an den Kunden. Wenn dann Menschen ihr zurückmeldeten, ein Buch habe „ihr Leben verändert“, mache sie das glücklich. Aber es sei auch ein Knochenjob. „Wir sind immer hart am Kunden, das ist wie Sozialarbeit manchmal.“

Literatur

Während der Buchmesse werden natürlich auch Literaturpreise verliehen. Den Preis der Leipziger Buchmesse im Bereich Belletristik hat dieses Jahr Anke Stelling für den Roman „Schäfchen im Trockenen“ gewonnen. In der eigens eingerichteten Leseecke in der Glashalle stehen alle nominierten Bücher „angekettet“ zum Anlesen zur Verfügung. Nach anfänglicher Skepsis hat mich der sehr direkte Schreibstil von Anke Stelling angesprochen. Die Erzählerin Resi warnt ihre Kinder in schonungsloser Weise vor den Verhältnissen dieser Welt, die sie sich früher so ganz anders vorgestellt hatte. Das könnte sich lohnen zu lesen.

Das Gewinnerbuch ist im Verbrecher Verlag, einem unabhängigen Verlag erschienen. Die unabhängigen Verlage, die nicht zu einer großen Verlagsgruppe gehören, sind auf dieser Messe sehr präsent. Interessant war heute z.B. die Veranstaltung zum Beginn der „Hotlist 2019“. Als im Jahr 2009 bei den Nominierten für den Deutschen Buchpreis kein einziges Buch aus einem unabhängigen Verlag gewesen war, schalteten diese Verlage sofort und riefen einen eigenen Preis, die sog. „Hotlist“ ins Leben. Im ersten Jahr wurde dieser Wettbewerb der unabhängigen Verlage binnen kürzester Zeit aus dem Boden gestampft, so dass nicht einmal Zeit für die Berufung einer Jury zur Auswahl der Nominierten blieb. Zehn Jahre später geht es professioneller zu. Eine Jury trifft eine Vorauswahl von 30 Büchern, aus denen dann durch eine Internetwahl die Hotlist der 10 besten Bücher des Jahres aus unabhängigen Verlagen bestimmt wird. Wer also abseits von Bestsellerlisten und Mainstream lesen will, kann sich dort umschauen.

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