Antiquitäten und
Kunst
Den zweiten Messetag habe ich auf der Antiquariatsmesse begonnen,
welche Teil der Leipziger Buchmesse ist. Dort gibt es nicht nur antiquarische
Bücher zu kaufen, sondern auch dekorative Drucke, Graphiken und
Kunstgegenstände.
Besonders angetan haben es mir die „Bücherblumen“ von Martin
Schwarz. Der Schweizer Künstler fertigt die unterschiedlichsten Wunderwerke aus
Büchern an. Wer den Preis eines Originals (ab 500 EUR) scheut, kann sich die
farbenfrohen blühenden Seiten im gleichnamigen Bildband (Eigenart-Verlag
Winterthur/Schweiz 2019, 19,80 EUR) nach Hause holen. In diesem finden sich
neben Fotos auch poetische Texte zum Kontext der Werke, etwa „Ein Blumennamen-Garten“.
Eine Antiquität ist auch die Gießmaschine für Druckzeilen
aus Blei, die das Museum für Druckkunst Leipzig auf der Messe in Betrieb hat.
Wie auf einer Schreibmaschine werden die Buchstaben des zu druckenden Wortes
eingegeben. Die Maschine lässt die metallenen Matrizen für jeden einzelnen Buchstaben
in die Reihe gleiten. Sodann wird flüssiges Blei in die Form gegossen und es
wird die Druckzeile – noch ganz heiß – ausgeworfen, wie etwa das von mir
gewünschte „Lieblingsbuch“.
Buchhändler/innen
Am heutigen „Karrieretag Buch + Medien“ warb die Branche um
Auszubildende, Studierende und Berufseinsteiger. Eine der bekanntesten
Buchhändlerinnen des deutschsprachigen Raums dürfte derzeit Petra Hartlieb aus
Wien sein. Sie las heute aus ihrem bereits 2014 erschienenen Dauerbrenner „Meine
wundervolle Buchhandlung“, in der sie den Erwerb und Aufbau ihrer eigenen
Buchhandlung schildert, sehr zur Freude der Azubis zum/r Buchhändler/in. Auf
die Frage, was ihr am Beruf der Buchhändlerin am meisten gefalle, erklärte sie,
sie liebe es Geschichten zu erzählen, etwa die Handlung eines Romans zwecks
Empfehlung an den Kunden. Wenn dann Menschen ihr zurückmeldeten, ein Buch habe „ihr
Leben verändert“, mache sie das glücklich. Aber es sei auch ein Knochenjob. „Wir
sind immer hart am Kunden, das ist wie Sozialarbeit manchmal.“
Literatur
Während der Buchmesse werden natürlich auch Literaturpreise
verliehen. Den Preis der Leipziger Buchmesse im Bereich Belletristik hat dieses
Jahr Anke Stelling für den Roman „Schäfchen im Trockenen“ gewonnen. In der
eigens eingerichteten Leseecke in der Glashalle stehen alle nominierten Bücher „angekettet“
zum Anlesen zur Verfügung. Nach anfänglicher Skepsis hat mich der sehr direkte
Schreibstil von Anke Stelling angesprochen. Die Erzählerin Resi warnt ihre
Kinder in schonungsloser Weise vor den Verhältnissen dieser Welt, die sie sich
früher so ganz anders vorgestellt hatte. Das könnte sich lohnen zu lesen.
Das Gewinnerbuch ist im Verbrecher Verlag, einem
unabhängigen Verlag erschienen. Die unabhängigen Verlage, die nicht zu
einer großen Verlagsgruppe gehören, sind auf dieser Messe sehr präsent.
Interessant war heute z.B. die Veranstaltung zum Beginn der „Hotlist 2019“. Als
im Jahr 2009 bei den Nominierten für den Deutschen Buchpreis kein einziges Buch
aus einem unabhängigen Verlag gewesen war, schalteten diese Verlage sofort und
riefen einen eigenen Preis, die sog. „Hotlist“ ins Leben. Im ersten Jahr wurde
dieser Wettbewerb der unabhängigen Verlage binnen kürzester Zeit aus dem Boden
gestampft, so dass nicht einmal Zeit für die Berufung einer Jury zur Auswahl
der Nominierten blieb. Zehn Jahre später geht es professioneller zu. Eine Jury
trifft eine Vorauswahl von 30 Büchern, aus denen dann durch eine Internetwahl
die Hotlist der 10 besten Bücher des Jahres aus unabhängigen Verlagen bestimmt
wird. Wer also abseits von Bestsellerlisten und Mainstream lesen will, kann
sich dort umschauen.
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